Zahlungsmethoden im Cross-Border-Handel

In unserem Blog haben wir bereits über die globale Skalierung des Geschäfts geschrieben. Dank der Fulfillment-Services müssen sich Online-Händler nicht mehr um logistische Aufgaben kümmern, aber es gibt immer noch eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen. Eine davon ist die Anpassung der Zahlungsinfrastruktur an die Bedürfnisse ausländischer Kunden.  


Zahlungsmethoden


Immerhin entscheiden sich 34 Prozent der Kunden für einen Onlineshop aufgrund seiner verfügbaren Zahlungsmöglichkeiten. Am meisten genutzte Zahlungsmethode im internationalen Vergleich sind Kreditkartenzahlungen. Außer in Osteuropa und Russland, wo Kunden häufiger mit Debitkarten zahlen, steht die Zahlung mit der Kreditkarte auf Platz 1.   


 
Global Online Consumer Report, KPMG International, 2017


Eine andere beliebte Zahlungsmethode ist PayPal – eine virtuelle Geldbörse, die Zahlungen über ein sicheres Online-Konto ermöglicht, das wiederum mit der Zahlungskarte oder dem Bankkonto verbunden ist. Weitere Zahlungsarten sind Banküberweisung, Zahlung per Nachnahme oder Geschenkkarten.


Zahlungen in Fremdwährung


Ein wichtiger Aspekt neben den verschiedenen Zahlungsarten ist die Möglichkeit, Einkäufe in der Landeswährung zu bezahlen. Hier stehen den Händlern mehrere Optionen zur Verfügung:   

  1. DCC steht für Dynamic Currency Conversion (dynamische Währungsumrechnung) – die Zahlung erfolgt in der gleichen Währung, in der das Bankkonto des Kunden geführt wird. Damit kann der Käufer den Kaufbetrag direkt in der Währung seiner Karte bezahlen, der Verkäufer erhält den im Zahlungsauftrag angegebenen Betrag. Die Währungsumrechnung erfolgt in Echtzeit.
  2. Fremdwährungskonto – 1:1, ohne jegliche Währungsumrechnungen
  3. SEPA (Single Euro Payments Area) – ermöglicht Online-Händlern, Zahlungen in Euro zu akzeptieren. An SEPA sind keine Zahlungsvermittler beteiligt, was die Überweisung von zusätzlichen Gebühren befreit und ihre Akzeptanz steigert. Der Betrag wird in der Regel am nächsten Werktag auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben.
  4. SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) – das Äquivalent zu SEPA im internationalen Zahlungsverkehr. Bei der SWIFT-Überweisung gibt es u.a. ein SHARE Gebührenmodell, d.h. Absender und Empfänger teilen sich die Kosten der SWIFT-Überweisung.


Verschiedene Zahlungsmethoden – warum lohnt sich diese anzubieten?


Derzeit ist der E-Commerce vom Phänomen der "Home Bias“ (Heimatmarktneigung) dominiert. Das bedeutet, dass die Käufer lieber bei den einheimischen Händlern bestellen. Dafür gibt es viele Gründe, und einer davon ist das Misstrauen gegenüber rechtlichen Besonderheiten, auch im Zusammenhang mit Bezahlmethoden. Wenn Sie neue Märkte erschließen möchten, passen Sie die Zahlungsarten an die lokalen Vorlieben an oder stellen Sie eine breite Palette an Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass jeder Käufer eine passende Lösung für sich findet. 


Der brasilianische Markt, der wichtigste Markt im südamerikanischen E-Commerce-Geschäft, ist hierzu ein gutes Beispiel: Ein Drittel der Brasilianer verfügt weder über eine Kreditkarte noch über ein Bankkonto. Um den Brasilianern die Zahlungen trotzdem zu ermöglichen, wurde Boleto geschaffen – eine Offline-Zahlungsmethode, die vom brasilianischen Bankenverband geregelt wird. Boleto (Zahlschein) kann an vielen Orten im ganzen Land zur Zahlung eingesetzt werden: an Geldautomaten, in Geschäften, Ämter und Bankfilialen.


Vorlieben der Konsumenten


Generationen


Die Wahl der bevorzugten Bezahlmethode hängt von vielen Faktoren ab. Zu den wichtigsten gehören die geografischen Unterschiede und das Zahlungsverhalten verschiedener Generationen.


 
Global Online Consumer Report, KPMG International, 2017


Die jüngste Generation setzt Kreditkarten seltener ein, wahrscheinlich aufgrund ihrer geringeren Verfügbarkeit in dieser Zielgruppe. Die Millennials wiederum nutzen gerne die Debitkarte.


Desktop vs. Mobile


Es stellt sich heraus, dass es große Unterschiede gibt, je nachdem, ob der Kauf über den Computer oder das Smartphone getätigt wird. Am Desktop werden eindeutig die Zahlungslinks (Pay by link) bevorzugt, d.h. eine schnelle Überweisung über den Bezahldienst, die von 35 Prozent der Kunden gewählt wird. Es folgt die traditionelle Banküberweisung, die bei den mobilen Zahlungen erst auf Platz 5 liegt. Beim Einkauf mit dem Smartphone entscheiden sich die Käufer meist für die Zahlung per Nachnahme. Auch die mobile Zahlungsmethode BLIK wird immer beliebter und liegt inzwischen auf Platz 4. 


Marktanalyse


Im ersten Teil des Artikels haben wir die allgemeinen Präferenzen der Konsumenten auf der ganzen Welt beschrieben. Im zweiten Teil möchten wir uns auf die konkrete Umsetzung konzentrieren. Wie können Sie Zahlungsmethoden an Kundenbedürfnisse in jeweiligen Ländern anpassen?


Polen


Der polnische Markt bietet eine große Vielfalt an Zahlungsarten – nur in Deutschland bietet man den Kunden mehr Auswahl. In Polen dominieren Vorkasse und Zahlung per Nachnahme, die in 96 Prozent der Onlineshops angeboten werden. Es ist auch möglich, eine Online-Bestellung in bar zu bezahlen. Denn viele Geschäfte arbeiten im Omnichannel-Modell: Sie betreiben sowohl den stationären als auch den Online-Verkauf mit der Möglichkeit, den Einkauf in einer Filiale abzuholen und zu bezahlen.


Deutschland


Deutschland ist das Land, das im europäischen Vergleich die meisten Zahlungsmethoden anbietet. Die große Auswahl führt dazu, dass die deutschen Kunden ihre bevorzugte Zahlungsmethode beim Online-Einkauf erwarten (immerhin haben 72 Prozent der Deutschen eine favorisierte Zahlungsart). 11 Prozent der Kunden geben an, dass sie sogar auf den Kauf verzichten, wenn ihre präferierte Zahlungsart nicht in dem Onlineshop angeboten wird, in dem sie gerade einkaufen. Für 57 Prozent der Kunden in Deutschland ist PayPal die bevorzugte Zahlungsmethode. Auf dem zweiten Platz liegt die Rechnung mit 22 Prozent, gefolgt von Kreditkarten (11 Prozent) und Lastschriftverfahren (5 Prozent). Durch den heterogenen Markt und die individuellen Präferenzen für bestimmte Zahlungsverfahren, erreichen Sie maximal 60 Prozent der Kunden, wenn Sie nur eine Zahlungsmethode anbieten. Bieten Sie die sechs gängigsten Zahlungsmethoden (PayPal, Rechnung, Kreditkarte, Lastschriftverfahren, Sofortüberweisung und Vorkasse) in Ihrem Onlineshop an, können Sie die Abbruchquote beim Onlinekauf auf 3 Prozent reduzieren.


Großbritannien


Britische Markt befindet sich am anderen Ende der Skala – er bietet den Kunden nur sehr wenige Zahlungsmöglichkeiten an. Das liegt an der großen Beliebtheit von Kreditkarten, die schon lange in den Geldbörsen der Briten zu finden sind und auch für Online-Zahlungen genutzt werden. Die zweite, beliebte Methode ist die Zahlung über E-Payment-Dienste. Es gibt nur wenige Alternativen zu diesen Optionen. 12 Prozent der Onlinegeschäfte bieten Ratenkäufe an, Schecks und Nachnahmezahlung finden sich bei nur 2 Prozent der Verkäufer. Wenn Sie britische Kunden für sich gewinnen möchten, setzen Sie auf eine große Zahlungsvielfalt: Bieten Sie verschiedene Zahlungsformen an, können Sie sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.


Schweden


Schweden ist ein stabiler E-Commerce-Markt: 60 Prozent der Konsumenten kaufen mindestens einmal im Monat online ein. Schweden sind eine durchaus patriotische Nation und kaufen am liebsten einheimische Produkte. Ein ausländisches Geschäft hat nur eine Chance, wenn es wie ein schwedisches aussieht, auch in Bezug auf die Zahlungsart. Dies ist der zweite und wichtigste Aspekt des Onlinegeschäfts (der erste Aspekt ist Lieferung und Rückgabe). Die beliebteste Zahlungsart in Schweden ist ein einfaches und schnelles Formular. Die Schweden geben nur ihre Personennummer (Identitätsnummer) an. Nach der Eingabe wird das Formular automatisch mit weiteren Daten ausgefüllt: Adresse, Telefonnummer und Kontonummer. Dies ermöglicht eine sehr schnelle Zahlung per Überweisung oder Karte. Ein Drittel der Schweden entscheidet sich für eine Zahlung auf Rechnung. Dadurch bleibt ihnen genug Zeit, um die Bestellung anzunehmen und eventuell zurückzuschicken, bevor sie diese bezahlen.


Frankreich


Frankreich ist das größte Land in der Europäischen Union und die 6. größte Volkswirtschaft der Welt. Beim Online-Shopping liegt Frankreich auf Platz 2 in Europa (im Online-FMCG-Segment sogar auf Platz 1). Es ist auch eines der beiden europäischen Länder (außer Italien), in denen die Postanweisung eine noch benutzte Zahlungsmethode ist (8 Prozent). Eine weitere interessante Option ist die Zahlung per Scheck – sie wird von fast 70 Prozent der französischen E-Commerce-Geschäfte angeboten. Noch häufiger ist die Ratenzahlung, wobei die am meisten genutzte Zahlungsmethode Kredit- und Debitkarten sind (80 Prozent). In Frankreich gibt es jedoch so gut wie keine Zahlungen per Nachnahme.


Tschechien


Tschechien ist eine sehr dynamische Wirtschaft mit einem Umsatz von 5 Milliarden Dollar in der E-Commerce-Branche. Die Tschechische Republik ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte, wenn es um den grenzüberschreitenden Online-Handel geht. Welche Zahlungsmethoden werden hier genutzt? Obwohl mehr als 80 Prozent der Tschechien über ein Bankkonto verfügen, ist die Zahlung per Nachnahme immer noch die dominierende Zahlungsart. Die Beliebtheit von Kreditkarten nimmt zwar zu, aber derzeit nutzen weniger als 20 Prozent der Käufer diese Bezahlmethode. Auch die Zahlungen über einen Zahlungslink, die durch 10 lokale Banken abgewickelt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit.


Fazit


Für die meisten Kunden ist die Zahlungsmethode eine der wichtigsten Aspekte bei der Auswahl des Onlineshops. Die gewählten Zahlungsarten unterscheiden sich je nach Alter, genutzten Endgeräten und Land stark voneinander. Wenn Sie Ihre Produkte auf ausländischen Märkten anbieten möchten, ist es notwendig, dieses Thema gründlich zu analysieren und die angebotenen Zahlungsmethoden an die Präferenzen der Kunden anzupassen.

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